Ysop
Und nehmt ein Büschel Ysop und taucht es in das Blut in dem Becken und bestreicht damit den Türsturz und die beiden Pfosten.
2. Mose 12,22
1. Botanik (Hyssopus officinalis) / Josefskraut
Ein Halbstrauch aus dem Mittelmeerraum. Bei uns Zier- und Gewürzpflanze, verwildert auf ruderal beeinflussten Trockenrasen. Kalkzeiger-Pflanze. Der echte Ysop ist winterhart und lockt mit seinen violetten Lippenblumen Schmetterlinge und Bienen in den Garten.
Die Übersetzung des hebräischen „ēzōv“ ist mit Ysop zwar üblich, ihre Richtigkeit jedoch nicht eindeutig bewiesen. Dagegen spricht die Tatsache, dass der bekannte europäische Ysop (Hysosopus officinalis) weder in Israel, noch auf dem Sinia wächst, während Origanum syriacum (Syrischer Ysop) hier reichlich vorkommt (aber bei uns nicht gedeiht). Dennoch versuchen wir, einzelne Exemplare des syrischen Origano in unserem Bibelgarten zu ziehen (rechts neben dem Olivenbaum). Diese weißblühende Pflanze kann eine Höhe von 50-80 cm erreichen. Sie hat einen geraden Stängel und Blätter, die mit einer zarten Wolle bedeckt sind, und ist daher besonders für Sprengwedel geeignet.
2. Bibel
Ysop spielt vor allem in Reinigungsriten eine wichtige Rolle.
Die erste Erwähnung findet sich während Israels Unterdrückung in Ägypten. Bei der letzten der zehn Plagen wurde mit einem Bündel Ysop das Blut des Passalammes an die Türstürze und Türpfosten der Häuser der Israeliten gestrichen. Das Blut des Passalammes an den Türpfosten wehrte den Todesengel ab: „Dann nehmt einen Ysopzweig, taucht ihn in die Schüssel mit Blut und streicht etwas von dem Blut in der Schüssel auf den Türsturz und auf die beiden Türpfosten! Bis zum Morgen darf niemand von euch das Haus verlassen“ (2. Mose 12, 22).
Ysop wurde auch in der weiteren Geschichte Israels zur kultischen Reinigung von Menschen und Gebäuden verwendet, indem ein Büschel Ysop in Bult und Wasser getaucht wurde und damit das Verunreinigte besprengt wurde (3. Mose 14, 4-6 und 49-51).
König David singt den Psalm nach Beginn seiner verbotenen Beziehung zu Bathseba: „Entsündige mich mit Ysop, damit ich rein werde“ (Psalm 51, Vers 9).
Von König Salomo, dem Sohn Davids, wird berichtet: „Er dichtete von den Bäumen, von der Zeder an auf dem Libanon bis zum Ysop, der aus der Wand wächst. Auch dichtete er von den Tieren des Landes, von Vögeln, vom Gewürm und von Fischen“ (1. Könige 5, 13).
Ysop kommt bei der Kreuzgung Jesu vor: „Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, sagte er, damit die Schrift erfüllt würde: „Ich habe Durst!“ Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf einen Ysop-Stengel und hielten es ihm an den Mund“ (Joh 19, 28-29). In Verbindung mit Joh 19,36, wo explizit auf die Tradition des Passalamms Bezug genommen wird (s.o.), wird deutlich, dass Jesus als das eigentliche Passalamm anzusehen ist.
3. Wirkungsgeschichte
Ysop wurde als Würz- und Heilpflanze verwendet und war früher in Kloster und Bauerngärten häufig zu finden.Benediktiner nutzen Ysop zur Aromatisierung ihrer Weine. Er gehörte zu den 73 Nutzpflanzen, deren Anbau auf den kaiserlichen Gütern von Karl dem Großen verordnet worden war.
Ysop-Tee gilt als entschleimend, blutreinigend, anregend und stärkend. Brust- und Lungenleiden sind Anwendungsgebiete. Genutzt werden Blätter und Blüten der Pflanze.